Berlin, 13. Oktober 2022. 77 Prozent der Eltern in Deutschland sorgen sich um die Onlinesicherheit ihrer Kinder. Insbesondere Eltern von 11- bis 14-Jährigen zeigen sich besorgt. Dabei stehen Interaktionsrisiken, beängstigende Inhalte und Nutzungszeiten im Vordergrund. Kinder und Jugendliche belastet vor allem die Sorge, Opfer von Lästereien, Beleidigungen oder Hassnachrichten zu werden. Das zeigt die aktuelle Studie „Jugendmedienschutzindex 2022“. Die repräsentative Befragung untersucht, wie Onlinesicherheit von Heranwachsenden im Alter von 9 bis 16 Jahren in den Sorgen, den Einstellungen, den Fähigkeiten und dem Handeln von Eltern sowie von Kindern und Jugendlichen verankert ist. Erstmals lagen mit dem Jugendmedienschutzindex 2017 dazu empirische Ergebnisse vor.

Martin Drechsler, FSM-Geschäftsführer:
„Die letzten Jahre haben uns wie in einem Brennglas die Bedeutung von Jugendmedienschutz und Medienkompetenz im Alltag von Familien gezeigt. Wir können beobachten, dass die Sorgen der Eltern im Hinblick auf Online-Risiken im Vergleich zu 2017 gewachsen sind und mehr Kinder bereits negative Online-Erfahrungen gemacht haben. Mit dieser Studie haben wir also das entscheidende Instrument, um aktuelle, mögliche Defizite zu ermitteln und angemessene und tatsächlich notwendige Schutzmechanismen zu identifizieren.“

Teilhabe gewinnt gegenüber Schutz an Bedeutung

Maßnahmen des Jugendmedienschutzes funktionieren dann, wenn sie von Eltern wie Heranwachsenden gleichermaßen akzeptiert werden. Dr. Niels Brüggen, Leiter der Forschungsabteilung des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis verweist dabei auf die grundlegende Abwägung: „Der höhere Stellenwert der Online-Nutzung für das alltägliche Leben der Kinder und Jugendlichen stellt Eltern vor Herausforderungen – gerade wenn sie die Teilhabebedürfnisse der Heranwachsenden gegen Online-Risiken abwägen müssen.“
71 Prozent der Eltern stimmen der Aussage „Der Schutz von Kindern bzw. Jugendlichen im Alter meines Kindes ist wichtiger als ein leichter Zugang zu allen Online-Angeboten“ zu. Das zeigt eine hohe Wertschätzung des Jugendmedienschutzes. Technische Maßnahmen, wie z.B. Jugendschutzeinstellungen an Geräten, halten Eltern und Kinder dabei vor allem für jüngere Altersgruppen (9- bis 11-Jährige) für sinnvoll.

Trotz dieser überwiegend schutzorientierten Grundhaltung ist Eltern und Kindern der freie Zugang zu allen Online-Angeboten im Vergleich zu 2017 deutlich wichtiger geworden. Viel Zustimmung erfährt auch die Annahme, Kinder und Jugendliche seien am besten geschützt, wenn sie wüssten, wie sie sich selbst schützen können. „Hier bestätigt sich, dass der Dialog zwischen Eltern und ihren Kindern über die Nutzung digitaler Medien, den viele Mitgliedsunternehmen der FSM gezielt mit Unterstützungsangeboten und Einstellmöglichkeiten fördern, ein wichtiges und sinnvolles Werkzeug ist“, ergänzt Martin Drechsler.

Jugendmedienschutz als gemeinsame Verantwortung

92 Prozent der Eltern sehen sich selbst in der Pflicht, ihre Kinder vor Risiken und negativen Erfahrungen im Netz zu schützen, sehen aber Medienanbieter, Politik und Aufsichtsgremien in der Mitverantwortung. Dr. Stephan Dreyer, Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) erklärt dazu: „Eltern nehmen die Akteure des Jugendmedienschutzes noch stärker in die Pflicht als vor fünf Jahren, schätzen die konkreten Maßnahmen des Jugendmedienschutzes aber weniger wert. Dies zeigt erheblichen Handlungsbedarf auf – sowohl für die Weiterentwicklung von Maßnahmen als auch für die Förderung ihrer Akzeptanz.“

Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt rückläufiges Engagement der Eltern in Bezug auf den Schutz ihrer Kinder vor Online-Risiken. Eltern von 9- bis 10-Jährigen engagieren sich gleichbleibend hoch wie 2017. Nehmen Eltern Schutzmaßnahmen vor, dann setzen sie vor allem zeit- und inhaltebezogene Regeln, beachten Alterskennzeichen und sprechen mit ihren Kindern über die Online-Nutzung.

Gemeinschaftlich Weiterentwicklungen anstoßen

Immer früher und für immer mehr Lebensbereiche nutzen Kinder heute digitale Medien – zusätzlich beschleunigt durch die Pandemiejahre. Damit steigt auch das Bewusstsein für Risiken, ebenso wie das eigene Erleben negativer Online-Erfahrungen.
Der Jugendmedienschutzindex 2022 bestätigt deutlich die Relevanz des Jugendmedienschutzes, der noch stärker als bisher zu den individuellen Bedürfnissen der Familien passen muss. Alle relevanten Akteure sollten die Ergebnisse also zum Anlass nehmen, bisherige Maßnahmen zu überprüfen und gemeinsam mit Eltern und Heranwachsenden Weiterentwicklungen anzustoßen. Hier wollen wir als FSM gemeinsam mit unseren Mitgliedern unseren Beitrag zu dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe leisten.

Über die Studie

Die FSM ist Herausgeber der Studie „Jugendmedienschutzindex“, die von den unabhängigen Forschungseinrichtungen Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis durchgeführt wurde. Empirische Basis der Studie ist eine bundesweite Repräsentativ-Befragung von Heranwachsenden zwischen 9 und 16 Jahren, die das Internet nutzen, und jeweils einem Elternteil, das für die Online-Erziehung zuständig ist bzw. sich am besten mit der Online-Nutzung des Kindes auskennt. Insgesamt wurden 805 Heranwachsende und ihre Eltern im Zeitraum von März bis Mai 2022 befragt.
Weitere Informationen zum Jugendmedienschutzindex finden Sie online unter www.jugendmedienschutzindex.de.

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Pressekontakt

Leontine Päßler
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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