Erzählende Maschinen: Generative KI in der Filmproduktion
FSM und FSF
Moderation: Teresa Sickert
Teresa Sickert lebt und arbeitet als freie Moderatorin, Autorin und Podcastproduzentin in Berlin. Sie beschäftigt vor allem Themen rund um Medien, Internet, Psychologie und Gesellschaft.
Claudia Mikat ist Geschäftsführerin der Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF e.V.). Sie studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik, arbeitete in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung und übernahm verschiedene Lehraufträge für Medienpädagogik und Jugendschutz.
Von 1994 bis 2001 leitete Claudia Mikat die FSF-Geschäftsstelle und war Redaktionsmitglied der von der FSF herausgegebenen Fachzeitschrift mediendiskurs (bis Mai 2022 tv diskurs). Bis 2018 verantwortete sie als Vorsitzende der Prüfausschüsse die Programmprüfungen der FSF und war Prüferin für die Filmwirtschaft bei der FSK.
Sie veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Jugendmedienschutz und zur Prüfpraxis der FSF.
Martin Drechsler ist Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM). Er absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Hagen. Nach dem Referendariat war er als Rechtsanwalt in Berlin tätig.
Bei der FSM ist er seit 2008 zuständig für rechtliche und technische Fragen des Jugendmedienschutzes und u.a. verantwortlich für das Altersklassifizierungssystem, die Beratung der FSM-Mitglieder bei der Kennzeichnung von Webinhalten, die internationale Vernetzung sowie Vorträge über Jugendschutz und Medienrecht.
Sven Bliedung von der Heide ist Geschäftsführer des volumetrischen Studios Volucap. Mit 13 Jahren gründete er 1997 sein erstes Unternehmen für digitale Medien. Aufgrund seiner Fähigkeiten im Bereich der Computergrafik und seinem Antrieb für neue Technologie ernannte Berlin ihn zum Innovationsbotschafter. Sven Bliedung von der Heide gründete mehrere Unternehmen, darunter VFXbox, SLICE Production Studio und den Virtual Reality Verband Berlin Brandenburg (VRBB e.V.). Als CEO von Volucap gehören zu seinen Referenzen diverse Projekte wie „Matrix Resurrections“, „Marvel’s The Avengers“ und „Cloud Atlas“.
Kai Steinmetz ist Hamburger Filmproduzent und Geschäftsführer der FLAPPERS FILM & VFX (Vorher: Gipfelstürmer Film) und hat im letzten Jahr mit „The Social Experiment“ seinen ersten Spielfilm in die deutschen Kinos gebracht. Mit diesem Film waren er und seine Mitproduzierenden unter den ersten Deutschen, die einen Kinofilm maßgeblich mit der innovativen Virtual-Production-Technik gedreht haben. Die neuesten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz versteht er als Instrument für seine Arbeit und versucht sie nach Möglichkeit in den (Post )Produktionsalltag zu integrieren.
Prof. Dr. Philipp Hacker, LL.M. (Yale), ist Inhaber des Lehrstuhls für Recht und Ethik der digitalen Gesellschaft an der European New School of Digital Studies (ENS) der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). 2021 war er Research Fellow am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft Berlin. Vor seiner Tätigkeit an der ENS war er AXA Post-Doctoral Fellow an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Max Weber Fellow am Europäischen Hochschulinstitut und A.SK Fellow am WZB Berlin Sozialwissenschaftliches Zentrum. Seine Forschung konzentriert sich auf die Schnittstelle von Recht und Technologie. Insbesondere analysiert er die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge auf das Verbraucher-, Datenschutz-, Antidiskriminierungs- und allgemeine Regulierungsrecht. Er arbeitet häufig mit Informatikern und Mathematikern zusammen, insbesondere bei Fragen der erklärbaren KI und der algorithmischen Fairness. Hier berät er regelmäßig nationale und EU-Gesetzgeber, Regulierungsbehörden und die Industrie.
Dr. Julia Maria Mönig ist Leiterin des philosophischen Teilprojektes im KI.NRW-Flagship-Projekt „Zertifizierte KI“ an der Universität Bonn. Sie studierte Philosophie, Französisch und Erziehungswissenschaften in Wuppertal und Paris. Ihre technikethische Expertise hat sie über mehr als ein Jahrzehnt hinweg aus ihrer Auseinandersetzung mit digitalen Entwicklungen und deren Einfluss auf unsere Privatheit kultiviert. Am Institut für Digitale Ethik an der Hochschule der Medien in Stuttgart, entwickelte sie ethische Leitlinien und ein self-assessment für hochautomatisierte Technik. Sie hinterfragt kritisch, ob Ethik standardisiert werden kann, um Vertrauen in KI zu entwickeln, und welches Menschenbild hinter der Forderung nach menschenzentrierter KI steckt. Darüber hinaus interessieren sie u.a. Bildungsphilosophie und pädagogische Fragen.
Dr. Sylvia Rothe ist Professorin für KI in der Medienproduktion an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Mathematik studiert und an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Lehrstuhl für Medieninformatik promoviert. Sie war mehrere Jahre als freiberufliche Filmemacherin tätig. Ihre Forschungsarbeiten zum Thema Cinematic Virtual Reality wurden auf verschiedenen Konferenzen vorgestellt (Best Paper Award TVX 2019) und in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht. Derzeit konzentriert sich ihre Lehr- und Forschungstätigkeit auf die Anwendung von KI in der Filmproduktion.
Dr. Stephan Dreyer ist Senior Researcher für Medienrecht und Media Governance am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI). Das Forschungsinteresse des Juristen gilt den regulatorischen Aspekten medienvermittelter Kommunikation in einer datafizierten Gesellschaft. Er analysiert Herausforderungen, denen sich rechtliche Steuerung angesichts neuer Technologien, Angebotsstrukturen und Nutzungspraktiken gegenübersieht. Dreyer ist ein Experte für rechtliche Fragestellungen im Schnittbereich von Jugendschutz und Datenschutz.
Aufzeichnung
Die kontinuierliche Evolution von Technologien hat nicht nur die Welt der bewegten Bilder und Special Effects revolutioniert, sondern auch neue Wege in der Stoffentwicklung, Bildgestaltung und den Produktionsworkflows eröffnet. Tools wie ChatGPT, Midjourney, DALL-E 2, Meta AI sowie volumetrische Studios haben die menschliche Kreativität auf eine neue Ebene gehoben und damit die Branche tiefgreifend erschüttert.
Einerseits werden Unsicherheiten und Bedenken laut. Schauspielerinnen und Schauspieler wie auch Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren sehen ihren Berufsstand bedroht, weil spannende und glaubwürdige Geschichten zukünftig durch KI generiert werden können oder digitale Zwillinge bald in der Lage sein werden, Schauspielrollen bei Krankheit oder sogar posthum zu übernehmen. Andererseits herrscht Hochstimmung angesichts der neuen Möglichkeiten, mit denen Produktionen zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten realisiert werden können.
Können die KI-Tools künstlerisches Schaffen ersetzen? Oder sollten Medienschaffende sie als hilfreiche Werkzeuge betrachten, die menschliche Kreativität erweitern, aber keinesfalls obsolet machen? Klar ist: Der freie Zugriff auf diese Tools verleitet auch zum Missbrauch. Deep Fakes, Urheberrechts- und Persönlichkeitsverletzungen, Diskriminierungen, Gefahren, die sich durch die Fehleranfälligkeit der Tools ergeben, Intransparenzen oder auch mangelnde Sicherheitsmechanismen sind nur einige Risikobereiche, mit denen sich die Gesellschaft auseinandersetzen und für die sie Regularien finden muss.
Profis aus der Filmproduktion sprachen bei diesem medien impuls über die verschiedenen KI-Generatoren und ihren Einsatz im Produktionsprozess. Im zweiten Schritt wurden die potenziellen Gefahren und Risiken diskutiert und Möglichkeiten skizziert, diese regulatorisch und ethisch zu rahmen. Geschlossen wurde die Veranstaltung mit einem Blick auf die Chancen und Risiken von generativer KI für die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sowie die Praxis des Jugendmedienschutzes.
Begrüßung und Auftakt
- Claudia Mikat | Geschäftsführerin FSF e.V.
- Martin Drechsler | Geschäftsführer FSM e.V.
- Sven Bliedung von der Heide | Volucap Studio
- Kai Steinmetz | FLAPPERS FILM & VFX
- Martin Thau | Drehbuchautor und Dozent
Pause
- Prof. Dr. Philipp Hacker | Europa-Universität Viadrina
- Dr. Julia Maria Mönig | Universität Bonn
- Dr. Sylvia Rothe | Hochschule für Film und Fernsehen München
- Dr. Stephan Dreyer I Leibniz-Institut für Medienforschung I Hans-Bredow-Institut
Empfang
medien impuls widmet sich aktuellen medialen Themen und Phänomenen, die Gesellschaft aber auch Politik bewegen. Die Veranstaltungsreihe wird in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) organisiert und findet zweimal jährlich statt.