Stand: Dezember 2024

I. Worum geht es?

Desinformation ist die vorsätzliche Veröffentlichung und/oder Verbreitung nachweislich falscher oder irreführender Informationen. Desinformation kann in unterschiedlichen Formen und Kontexten auftreten, abhängig davon, wer sie verbreitet und welche Motive dabei verfolgt werden. Motive für die Verbreitung von Desinformation können sowohl politische, finanzielle, aber auch soziale bzw. psychologische sein.

Für eine gemeinsame Verständnisbasis wurde von der Europäischen Union im Jahr 2018 folgende Definition erarbeitet:

„Desinformation sind nachweislich falsche oder irreführende Informationen, die mit dem Ziel des wirtschaftlichen Gewinns oder der vorsätzlichen Täuschung der Öffentlichkeit konzipiert, vorgelegt und verbreitet werden und öffentlichen Schaden anrichten können. Unter „öffentlichem Schaden“ sind Bedrohungen für die demokratischen politischen Prozesse und die politische Entscheidungsfindung sowie für öffentliche Güter wie den Schutz der Gesundheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger, der Umwelt und der Sicherheit zu verstehen. Irrtümer bei der Berichterstattung, Satire und Parodien oder eindeutig gekennzeichnete parteiliche Nachrichten oder Kommentare sind keine Desinformation.“ [1]

Desinformation wird verwendet, um Rezipierende zu manipulieren. Sie beeinträchtigt demokratische Prozesse sowie die politische Entscheidungsfindung und kann zudem das Vertrauen in etablierte wissenschaftliche und journalistische Informationsquellen sowie die Legitimität von Institutionen und Personen gefährden.

Desinformation ist keine neue Erscheinung; sie wurde auch historisch von verschiedenen Akteuren und Regimen systematisch zur Verfolgung persönlicher oder politischer Ziele eingesetzt. Verändertes Mediennutzungsverhalten und Digitalisierung haben dazu geführt, dass Desinformation sich heute schneller sowie unkontrollierter verbreiten kann, z. B. über Social Media und Messenger-Dienste.

II. Was bedeutet das für die Praxis?

Was bedeutet Desinformation für die Meinungsbildung von Kindern und Jugendlichen?

Meinungsbildungsprozesse finden zunehmend auf der Grundlage von Online-Angeboten statt. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in ihrer Entwicklung noch nicht gefestigt sind, sind in besonderem Maße darauf angewiesen, Quellen im Internet einordnen zu können, um eigene Meinungen entwickeln zu können und politische Ereignisse zu bewerten. Im Rahmen der JIM-Studie Studie 2024 gaben 61 Prozent der Jugendlichen an, im Verlauf des letzten Monats Desinformation online begegnet zu sein (2023: 58 %). Ca. ein Drittel informiert sich auf Instagram, YouTube und TikTok zum aktuellen Weltgeschehen (JIM-Studie 2024). [2] Aufgrund der heute oftmals unübersichtlichen Fülle an Informationsmöglichkeiten ist es wichtig, dass bereits Heranwachsende einen souveränen und kompetenten Umgang mit Informationen lernen damit sie Informationen einordnen, Desinformation erkennen können und somit eine demokratische Meinungsbildung möglich ist.

Wie kann Medienbildung und -erziehung im Umgang mit Desinformation online helfen?

Medienerziehung und Medienbildung spielen eine wichtige Rolle, um Kindern und Jugendlichen grundlegendes Wissen über die Merkmale, Motive und Verbreitungswege von Desinformationen sowie deren unterschiedlichen Formen und Wirkungsweisen zu vermitteln und sie in einer mündigen Meinungsbildung zu unterstützen. Dabei muss berücksichtigt werden, welche Kommunikationskanäle und digitalen Angebote junge Menschen nutzen. In Familie, Schule und außerschulischen Angeboten sollten Kinder und Jugendliche darin bestärkt werden, sich ihrer eigenen Rolle und Verantwortung im Internet bewusst zu sein und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt bekommen, wie sie Desinformation online begegnen können. Heranwachsende sollten sensibilisiert werden, zu überlegen, ob eine Information im Internet ungeprüft geteilt werden kann, damit Desinformation nicht unbeabsichtigt weiterverbreitet wird. Zudem müssen sie unterstützt werden, geprüfte und altersgerechte Informationen zu finden. Bereits vorhandene altersgerechte Informations- und Nachrichtenangebote – auch auf den von ihnen genutzten Plattformen und Angeboten – sollten ihnen demnach vertraut gemacht werden.

Viele Medienbildungsangebote sind bereits aktiv und stellen Informations- und Aufklärungsangebote zur Verfügung, z.B.:

Welche Verantwortung tragen Anbieter?

Desinformation und Verschwörungsmythen werden vor allem über die Sozialen Medien und Messenger-Dienste geteilt. Daher tragen insbesondere auch die Plattformbetreiber eine weitreichende Verantwortung, sowohl aktiv Desinformation zu verhindern als auch sicherzustellen, dass sie nicht unbeabsichtigt zur Verbreitung von falschen Informationen beitragen. Gleichzeitig müssen sie jedoch die Balance zwischen der Bekämpfung von Desinformation und der Wahrung der Meinungsfreiheit gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit externen Organisationen, die Förderung von Medienkompetenz und die Transparenz ihrer Praktiken sind wichtige Aspekte dieser Verantwortung.

Bestrebungen, die Verantwortlichkeit von Plattformen durch Gesetze und Regulierung zu stärken, werden in der EU-Gesetzgebung widergespiegelt.

Der Digital Services Act (DSA) regelt zum Beispiel, dass Plattformen sich mit den Inhalten auseinandersetzen müssen, die ihnen auf Grundlage der jeweils geltenden Gesetze als mutmaßlich illegal zur Kenntnis gebracht werden. Dafür müssen sie leicht erreichbare Meldewege zur Verfügung stellen. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission eine Reihe politischer Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung falscher oder irreführender Informationen zu bekämpfen, um Plattformbetreiber stärker in die Verantwortung zu nehmen und dadurch für ein sichereres und vertrauenswürdigeres Online-Umfeld für alle zu sorgen.

Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise der Code of Practice on Desinformation. Hierbei handelt es sich um einen freiwilligen Verhaltenskodex, der in seiner aktuellen Form seit 2022 in Kraft ist. Die Unterzeichner verpflichten sich, in mehreren Bereichen tätig zu werden, wie z. B. Dämonisierung der Verbreitung von Desinformation, Gewährleistung der Transparenz politischer Werbung, Stärkung der Nutzerinnen und Nutzer, Verbesserung der Zusammenarbeit mit Faktenprüfinitiativen, und der Wissenschaft einen besseren Zugang zu Daten zu ermöglichen.

Weiterführende Informationen

 

[1] Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen (2018): Bekämpfung von Desinformation im Internet: ein europäisches Konzept. Brüssel.

[2] JIM-Studie 2024: Jugend, Information, Medien – Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2024, https://mpfs.de/app/uploads/2024/11/JIM_2024_PDF_barrierearm.pdf