Sensible Zeiten: Medien zwischen dem Schutz vulnerabler Gruppen und der Freiheit des Erzählens
FSF und FSM
Moderation: Vera Linß
Vera Linß ist Medienjournalistin beim Deutschlandradio und beim ARD-Hörfunk und schreibt für die Fachpresse. Seit 2007 moderiert sie die Sendung „Breitband – Medien und digitale Kultur“ im Deutschlandfunk Kultur, die sie auch redaktionell mitverantwortet. Außerdem moderiert sie Fachveranstaltungen und rezensiert regelmäßig Mediensachbücher.
Claudia Mikat ist Geschäftsführerin der Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF e.V.). Sie studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik, arbeitete in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung und übernahm verschiedene Lehraufträge für Medienpädagogik und Jugendschutz.
Von 1994 bis 2001 leitete Claudia Mikat die FSF-Geschäftsstelle und war Redaktionsmitglied der von der FSF herausgegebenen Fachzeitschrift mediendiskurs (bis Mai 2022 tv diskurs). Bis 2018 verantwortete sie als Vorsitzende der Prüfausschüsse die Programmprüfungen der FSF und war Prüferin für die Filmwirtschaft bei der FSK. Sie veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Jugendmedienschutz und zur Prüfpraxis der FSF.
Martin Drechsler ist seit 2016 Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.). Er studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Hagen. Nach dem Referendariat war er als Rechtsanwalt in Berlin tätig.
Bei der FSM ist er seit 2008 zuständig für rechtliche und technische Fragen des Jugendmedienschutzes. Er berät die FSM-Mitglieder bei der Kennzeichnung von Medieninhalten und der Gestaltung von Jugendschutzsystemen. Martin Drechsler koordiniert die internationale Vernetzung der FSM und hält Vorträge zum Jugendschutz und Medienrecht. Er vertritt die FSM im Global Online Safety Regulators Network und in der Special Group on the EU Code of Conduct on Age-appropriate Design. Martin Drechsler ist seit 2016 Mitglied des Vorstands von Deutschland sicher im Netz (DsiN).
Steve Ayan ist Psychologe, Literaturübersetzer und Redakteur bei „Spektrum der Wissenschaft“ in Heidelberg. Daneben arbeitet er seit Jahren als Schreibcoach und Mentor für Forschende, die ihre Arbeit in der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Ayan hat nach Stationen in Düsseldorf, Neapel und Reading (GB) zuletzt Wissenschaftsjournalismus in Berlin studiert. Als Autor trat er mit mehreren Sachbüchern in Erscheinung, darunter „Ich und andere Irrtümer – Die Psychologie der Selbsterkenntnis“ und „Was man noch sagen darf – Die neue Lust am Tabu“.
Prof. Dr. Marcus Stiglegger ist Filmwissenschaftler aus Mainz. Er vertritt aktuell die Professur für Medienkulturwissenschaft an der Universität Freiburg und forscht zu Fragen der Medienethik in der Filmrezeption. Außerdem ist er Vorsitzender der Film- und Medienbewertung Wiesbaden, Kinokulturberater der Stadt Mainz sowie u.a. Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft.
Er studierte Ethnologie, Film- und Theaterwissenschaft in Mainz, promovierte zum Thema Geschichte, Film und Mythos (SadicoNazista. Geschichte – Film – Mythos) und habilitierte zur Seduktionstheorie des Films (Ritual & Verführung).
Prof. Dr. Frauke Rostalski ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln. 2020 wurde sie als Mitglied in den Deutschen Ethikrat berufen.
Rostalski absolvierte ihr Studium der Rechtswissenschaft und ihr Referendariat in Marburg. Ihre Promotion und Habilitation schloss sie an der Philipps-Universität Marburg ab. Sie leitet zahlreiche Forschungsprojekte, so u. a. das Zertifizierungsprojekt KI.NRW und das Projekt „Smart Sentencing“. Im Rahmen des Projekts „Der elektronische Strafgerichtssaal der Zukunft“ erprobt sie die Anwendung digitaler Technologien im deutschen Strafprozess. Außerdem leitet sie das Projekt „PREVENT – Einsatz von Social Bots durch Behörden“.
Sie hält regelmäßig Vorträge u. a. zu den Grundlagen des Strafrechts, den Herausforderungen der Digitalisierung für Recht und Ethik und zu Grenzfragen zwischen Medizin, Ethik und Recht. Sie ist Autorin des Buches: Die vulnerable Gesellschaft. Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit
Prof. Dr. Katja Ehrenberg ist promovierte Psychologin und Professorin an der Hochschule Fresenius in Köln. Seit über 25 Jahren forscht, publiziert und lehrt sie zu anwendungsnahen Themen der Sozial-, Organisations- und Gesundheitspsychologie. Bereits in ihrer Diplom- und Doktorarbeit hat sie untersucht, wie Menschen andere Menschen in Schubladen stecken und wie damit assoziierte Klischees und Vorurteile unsere Erinnerung und Eindrucksbildung prägen. Nach so viel kognitionswissenschaftlicher Laborforschung war der Wunsch nach Praxistransfer groß, und seither bringt sie – neben ihrer Tätigkeit in der Hochschullehre – vielfältige Erkenntnisse aus der psychologischen Grundlagenforschung in Form von Trainings, Workshops, Organisationsberatung und Coaching in die Welt, um mit „out of the box“-Denken Menschen und Teams in Veränderung zu begleiten.
Zu ihren Themenschwerpunkten gehört u.a. die kooperative und lösungsorientierte Gestaltung von Kommunikation, zuletzt aufbereitet für Medienschaffende in Zusammenarbeit mit dem Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog im Rahmen der Webserie Psychologie im Journalismus.
Felix Wesseler ist seit 2020 COO bei Filmpool entertainment. Er studierte Kommunikationswissenschaften und Medienmanagement und beendete seine Studiengänge mit dem Master of Science (M.Sc.) und dem Master of Business Administration (MBA). Nach einem Volontariat mit Außenstationen bei SAT.1, dem WDR und der Akademie für Publizistik war Felix Wesseler zunächst als Assistent der damaligen geschäftsführenden Gesellschafterin der filmpool sowie als Development-Redakteur tätig. Danach folgten im Unternehmen u.a. Tätigkeiten als Pressesprecher, Business Development Manager und Flying Producer. Als Director of Operations verantwortete er die Bereiche Casting & Location, Communications, HR, Ressourcenmanagement sowie Internationaler Formatvertrieb.
Khesrau Behroz ist Host, Autor und Produzent von millionenfach gehörten Podcasts wie „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“, „Legion: Hacking Anonymous“, „SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden“ oder „Judging Amanda Knox“. Für seine Arbeit ist er mit dem Grimme Online Award, dem Deutschen Reporterpreis, dem Deutschen Podcastpreis und dem Preis für Popkultur ausgezeichnet worden. Er ist Co-Gründer und -Geschäftsführer der Berliner Produktionsfirma Undone, die journalistische und narrative Formate konzipiert, entwickelt und produziert.
Gesellschaftliches Miteinander ist komplexer – und aus Sicht vieler auch anstrengender geworden. In einer Gesellschaft, die zunehmend auf Diversität und Inklusion setzt, wird die Debatte über den wünschenswerten Umgang mit marginalisierten und vulnerablen Gruppen kontrovers und emotional geführt. Die einen fordern einen stärkeren Schutz und eine sensible, respektvolle Sprache. Die anderen sehen sich durch moralisierende Diskurse in ihrer Freiheit beschnitten und reagieren auf vermeintlich neue Tabus mit Frustration und Trotz.
Medien- und Kulturschaffende stehen vor neuen Herausforderungen: Die gesellschaftliche Sensibilität für Diskriminierung und Verletzlichkeit ist gewachsen und Forderungen nach verantwortungsvolleren Darstellungen in den Medien sind lauter geworden. Gleichzeitig sollen integrative Erzählformen und reflektierte Umgangsweisen mit Diskriminierung Filmschaffende nicht in ihrer künstlerischen Freiheit einschränken.
Welche Verantwortung tragen Medien gegenüber vulnerablen Gruppen? Wie können und sollen Geschichten erzählt werden, die gesellschaftlich relevante Themen wie Diskriminierung, Identität und Gerechtigkeit ansprechen? Wie ist mit medialen „Altlasten“ umzugehen, die Stereotype, Vorurteile und Ressentiments verbreiten? Und wie können Schutz und kreative Freiheit in Balance gebracht werden, ohne in Zensur oder Freiheitseinschränkung zu enden?
medien impuls spricht darüber, wie Medien und Jugendschutz in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Sensibilitäten mit ihrer Verantwortung umgehen können – und müssen.
Welcome IMBISS
Begrüßung
- Claudia Mikat | Geschäftsführerin FSF e.V.
- Martin Drechsler | Geschäftsführer FSM e.V
Lesung: Wie verletzlich sind wir wirklich?
Über Retraumatisierungen, Trigger und Red Flags
- Steve Ayan | Wissenschaftsjournalist
- Prof. Dr. Marcus Stiglegger | Filmwissenschaftler
Impuls: Die Ausweitung der Risikozone
Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit
- Vera Linß im Interview mit Prof. Dr. Frauke Rostalski | Juristin
Gespräch: Geschichten erzählen, ohne zu verletzen – aber wie?
- Prof. Dr. Katja Ehrenberg | Sozialpsychologin
- Prof. Dr. Marcus Stiglegger | Filmwissenschaftler
- Felix Wesseler | COO bei filmpool entertainment
- Khesrau Behroz | Podcastproduzent
Veranstaltungsort: Bertelsmann Repräsentanz, Unter den Linden 1, 10117 Berlin
Den Livestream finden Sie mit Veranstaltungsbeginn hier auf dieser Seite.
medien impuls widmet sich aktuellen medialen Themen und Phänomenen, die Gesellschaft aber auch Politik bewegen. Die Veranstaltungsreihe wird in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) organisiert und findet zweimal jährlich statt.
Fragen zur Veranstaltung? Wenden Sie sich gern direkt an
Camilla Graubner / FSF e. V. / (030) 23 08 36 60 / camilla.graubner@fsf.de