As of: Januar 2019

I. Worum geht es?

Im Jugendmedienschutz sind technische Schutzmaßnahmen wie Jugendschutzprogramme ebenso von Bedeutung wie Kindern die sichere, aktive und chancenorientierte Nutzung digitaler Inhalte zu ermöglichen. Um Kindern einen altersgerechten Zugang zum Internet zu bieten und sie an den vielfältigen Möglichkeiten des Mediums zu beteiligen, bieten vor allem sog. Kindersuchmaschinen einen sicheren Einstieg zu kindgerechten Inhalten im Internet. Besonders berücksichtigt und zugänglich gemacht werden speziell für die Zielgruppe der unter Zwölfjährigen entwickelte und häufig gemeinnützig orientierte Webangebote. Durch eine breite Vernetzung, Förderstrukturen und generelle Kriterien hinsichtlich Sicherheit und Qualität wurde eine vielfältige und qualitativ hochwertige Kinderseitenlandschaft in Deutschland aufgebaut.

II. Was bedeutet das für die Praxis?

Kindersuchmaschinen als Startrampe ins Netz ? Sichtbarkeit für positiver Online-Inhalte

Durch eine medienpädagogische Prüfung auf der Grundlage stetig aktualisierter Kriterienkataloge können speziell für Kinder erstellte bzw. für sie geeignete Online-Angebote gesammelt und in eine Datenbank aufgenommen werden. Diese Liste positiver Angebote, der sog. Passlist (im Vergleich zur Blocklist, die problematische Inhalte bündelt), bietet eine gute Grundlage für den Einstieg von Kindern in das Internet. Mit der Kindersuchmaschine www.fragFINN.de des gemeinnützigen fragFINN e.V. können Kinder bspw. auf der Grundlage von mehr als 12.000 geprüften Websites durch Suchanfragen sowie durch redaktionelle Empfehlungen Webangebote finden, die ihren jeweiligen Interessen entsprechen. So kann sichergestellt werden, dass junge, noch internetunerfahrene Kinder ausschließlich diese geprüften Angebote auffinden und nicht mit bedenklichen, überfordernden Inhalten konfrontiert werden. Auch die Kindersuchmaschinen www.blinde-kuh.de und www.helles-koepfchen.de  nutzen derartige Kataloge bzw. Sammlungen von geprüften Internetseiten.

Kriterien für Kinderinternetseiten

Ob ein Internetangebot für Kinder geeignet ist, bestimmt ein Kriterienkatalog, der sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte berücksichtigt. Der Kriterienkatalog der Kindersuchmaschine fragFINN.de enthält z.B. spezielle Anforderungen zum Inhalt, der redaktionellen Pflege, zu Werbung, kommunikativen und partizipativen Elementen, Regelungen zu Bezahlangeboten oder Shops, Downloads, Spielen und nutzergenerierten Inhalten. Auf formaler Ebene müssen Impressumspflicht und spezielle Datenschutzaspekte berücksichtigt werden. Um die Aktualität sowie ein kontinuierlich hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten, werden die geprüften und in die Passlist aufgenommenen Webangebote regelmäßig erneut geprüft.

Rund um die Anforderungen der seit Mai 2018 geltenden EU-Datenschutz-Grundverordnung bietet die FSM zusammen mit den Partnern fragFINN e.V., Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Dr. Stephan Dreyer) und Seitenstark e.V. zudem niedrigschwellige Informationen für Anbieter von Kinderonlineinhalten. Die digitale Broschüre Kinderseiten und DSGVO: Das geht gut! erklärt in einer auch für Laien verständlichen Form die neuen Regelungen der DSGVO praxisnah. Die Pflichten für Anbieter sind in einer Checkliste mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen aufgeführt. Die Handlungsanleitungen für die Umsetzung können an den eigenen Angeboten entlang der jeweils enthaltenen Inhalte und Funktionen analysiert und datenschutzgerecht überarbeitet werden.

Positive Content in Europa

Auf Initiative der Europäischen Kommission gab es auch auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen und Aktionswochen, die positive digitale Angebote für Kinder ins Zentrum rückten. Das europäische Netzwerk INSAFE hat dabei mit Unterstützung der FSM europaweit abgestimmte Guidelines und Hilfestellungen veröffentlicht, die Qualitätsmerkmale von Internetangeboten für junge Nutzende bündeln und aufzeigen, wie diese guten Angebote im Netz aufgefunden werden können.

Positive Content und technischer Jugendmedienschutz

Die Passlist von fragFINN.de dient nicht nur als Grundlage für die gleichnamige Kindersuchmaschine, sondern ist ebenfalls Bestandteil technischer Jugendmedienschutzlösungen. Das von der FSM anerkannte Jugendschutzprogramm des JusProg e.V. nutzt die fragFINN-Passlist und ermöglicht in der Altersstufe “bis 12” eine breite Auswahl an ungefährlichen Internetangeboten. So bietet sich eine gewinnbringende Verbindung aus technischen wie medienpädagogischen Ansätzen im Jugendmedienschutz (siehe Medienbildung und Jugendmedienschutz). Gleichzeitig dienen der fragFINN-Kriterienkatalog sowie die europaweit abgestimmten Guidelines als gute Grundlage für die Erstellung und Gestaltung von neuen Internetseiten oder Apps für Kinder. Unter dem Stichwort „Safety by Design“ können so von Anfang an Aspekte des positiven Jugendmedienschutz bei der Produktion digitaler Angebote berücksichtigt werden.

Die Kinderseitenlandschaft in Deutschland

Durch staatliche als auch unternehmerische Förderung konnte sich in den letzten Jahren eine sehr ausdifferenzierte Kinderseitenlandschaft in Deutschland entwickeln. Die Förderinitiative Ein Netz für Kinder der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt Seitenbetreiber bei der Erstellung und Veröffentlichung ihrer Angebote und fokussiert dabei seit Ende 2017 auf die Modernisierung qualitativ hochwertiger Internetseiten für Kinder. Die Förderung ermöglicht es, kindgerechte Angebote im Netz auch für die Nutzung auf mobilen Endgeräten zu optimieren und/oder mehrsprachig auszugestalten und soll so dem aktuellen Nutzungsverhalten von Kindern noch stärker Rechnung tragen. Unter dem Dach der Initiative Gutes Aufwachsen mit Medien fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ebenfalls wichtige Anlaufstellen für Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte. Ein Instrument der kontinuierlichen Förderung der breiten, oftmals ehrenamtlich betriebenen Kinderseitenlandschaft ist immer wieder in der Diskussion, denn gerade die Pflege, Anpassung und Redaktion von Kinderseiten ist aufwendig und kostenintensiv. Der stetige Austausch zu Kriterien, aktuellen Herausforderungen und kindlichen Nutzungsgewohnheiten findet u.a. in Vereinen wie Seitenstark oder der GMK – Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur statt.

Zielgruppengerechte Angebote auch für Übergangsphasen schaffen

Eine besondere Herausforderung bilden Kinder, die sich in der Übergangsphase zum Jugendalter befinden. Oftmals empfinden diese die expliziten Kinderangebote des Spektrums „Positive Content“ als zu kindisch, zu restriktiv in den Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen nicht angemessen und nutzen deshalb eher Angebote, die für Erwachsene konzipiert sind. Hier gilt es gerade auf Anbieterseite diese Zielgruppe zu berücksichtigen und geeignete Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu treffen z.B. durch Meldevorrichtungen, eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten etc. Nicht zuletzt gilt es insb. im Bereich Social Media, Onlinegames, Kommunikation und Partizipation spezifische und weniger kindliche Angebote zu schaffen, die für junge Jugendliche attraktiv sind.

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